Ein Neubau soll die Platznot im Vöhlinstadion lindern
Die Platznot ist riesig. So groß, dass Material für den Spiel- und Trainingsbetrieb in Containern auf dem Stadiongelände gelagert wird, der FV Illertissen bei Spielen seiner Nachwuchsmannschaften mitunter Umkleidekabinen in der benachbarten Vöhlinhalle anmietet und manche Partien der Kinder und Jugendlichen sogar kurzfristig verlegt oder abgesagt werden müssen. Für die eine oder andere Anforderung des Bayerischen Fußballverbands wurden Provisorien geschaffen. Seit vielen Jahren ist es dem Verein ein Anliegen, die Gegebenheiten für Besucher und Spieler im Bereich des Vöhlinstadions zu verbessern.
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„Wir haben unheimlich viel Zeit in dieses Projekt investiert“, sagt FVI-Vorsitzender Rainer Bleser. Seit über zwei Jahren sind die Fußballer in Gesprächen mit der Stadt, haben immer wieder Vorschläge präsentiert. Am kommenden Donnerstag steht die Vorstellung der ersten Entwurfsplanung auf der Tagesordnung der öffentlichen Stadtratssitzung. Bleser betont im Vorfeld: „Eine Entscheidung ist richtungsweisend für die Zukunft des FVI.“ Seit 1977 ist der Fußballverein im Vöhlinstadion am Stadtrand zu Hause. Viel getan hat sich dort baulich seitdem recht wenig. Im Mittelpunkt steht seit Langem die Frage: Wie kann man aus dem Sportstadion ein mindestens regionalligataugliches Fußballstadion schaffen, in dem gleichzeitig auch alle anderen Nutzer ihre Sportarten ausüben können? Zuletzt hatte der Stadtrat sein Einvernehmen dazu erteilt, dass der FVI entsprechende Entwurfsplanungen in Auftrag geben kann. Serge Ahrens, Vorstand Entwicklung und Infrastruktur, sagt: „Wir haben eine Sportanlage zur Verfügung, um die uns viele beneiden. Aber das Drumherum passt einfach nicht dazu.“
Wir haben unheimlich viel Zeit in dieses Projekt investiert
Fünf Spielfelder gibt es auf dem Gelände, aber nur vier Umkleidekabinen für die Sportlerinnen und Sportler.. „Die sind nicht nur in die Jahre gekommen, sondern schlicht und einfach viel zu wenig. Mit vier Kabinen können wir den Spielbetrieb nicht aufrechterhalten“, meint Ahrens weiter. Hat beispielsweise die erste Mannschaft ein Heimspiel in der Regionalliga Bayern, kann auf dem Gelände kein weiteres Team des FVI trainieren oder spielen. „Wir müssen die Kinder oft bitten, schon umgezogen zum Sportplatz zu kommen“, erklärt Ahrens. Vorsitzender Bleser geht noch einen Schritt weiter, sagt: „Ich hoffe, dass wir zusammen mit der Stadt und den anderen beteiligten Vereinen eine Lösung finden, die nicht mittelfristig den Tod des FV Illertissen bedeutet.“ Der Chef macht sich Sorgen um das Wohl der rund 650 Mitglieder, darunter mehr als 300 Kinder und Jugendliche.
Was ist konkret geplant? Die Pläne für ein neues Multifunktionsgebäude stammen von Architekt Holger Traub aus Ravensburg. Er hat dort beim FV Ravensburg ein ähnliches Projekt verwirklicht. „Wir haben verschiedenen Ideen einfließen lassen und haben uns viele Gedanken gemacht“, sagt Bleser. Örtlich soll der Neubau an der Stelle der bisherigen Tribüne entstehen – auf der gesamte Länge des Spielfelds. Die neue Tribüne mit überdachten Sitzplätzen für rund 1.900 Gäste würde näher an den Rasen heranrücken, die Sitzreihen auf ein deutlich höheres Niveau angehoben werden. „So bekommen die Zuschauer einen besseren Blick auf das Spielfeld. Im oberen Bereich würde man circa fünf Meter hoch sitzen. Momentan haben wir auf unserer Tribüne den höchsten Punkt auf knapp eineinhalb Metern“, erklärt Bleser.
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Wichtig ist neben dem besseren Komfort für die Zuschauerinnen und Zuschauer aber vor allem das Platzangebot: Toiletten (auch die gibt es momentan an der Tribüne nicht), bis zu zehn Umkleidekabinen, Fitnessraum, Räume für Vip-Gäste und Pressevertreter (die sind in der Regionalliga Bayern sogar vorgeschrieben), Waschraum, Ausweichmöglichkeiten und ausreichend Lagerflächen – alles auf insgesamt 1400 Quadratmetern, verteilt auf zwei Etagen. „Wir wissen, was wir brauchen. Jetzt gilt es noch, mit den anderen Vereinen zu sprechen, die das Stadion ebenfalls nutzen“, sagt Bleser. Das Dach des Multifunktionsgebäudes soll obendrein energetisch genutzt werden, um die Unterhaltskosten zu reduzieren. Die Gesamtkosten für den Tribünenneubau werden momentan auf rund 7,5 Millionen Euro beziffert. Entscheidet sich der Stadtrat für diese umfassende und zukunftsträchtige Variante, könne sich der FVI vorstellen, „mindestens zwei Millionen Euro selbst zu übernehmen“, sagt der Vorsitzende.
Serge Ahrens ist überzeugt davon, dass ein solcher Neubau den Standort Illertissen als Sportstadt wieder attraktiver machen würde. Er sagt: „Mit einer solchen Investition wären im Stadion auch andere Veranstaltungen möglich, die gut sind für das Image Illertissens.“ Überregionale Leichtathletik-Meisterschaften zum Beispiel oder auch Länderspiele des Fußballnachwuchses. All das sei derzeit aufgrund der mangelhaften Infrastruktur nicht machbar.
aus der Illertisser Zeitung